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Auf dem Weg um die Welt


​...und zu allem was dazwischen liegt

Nepal - wir sind glücklich wieder da zu sein!

9/1/2018

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Wir sind in einem anderen Land, einem armen, das merken wir sofort an den Straßen. Staubig und löchrig scheinen sie die Orte im Flachland stets auf dem jeweils kürzesten Weg zu verbinden. In Karawanen holpern nun die Vehikel über die Pisten. Bei uns wären das noch nicht einmal Feldwege, hadern wir, dennoch sind wir glücklich endlich wieder in Nepal zu sein. Nach Indien ist wohl jedes andere Land ein Sehnsuchtsland, auch wenn es grundsätzlich der gleichen Kultur folgt. Unsere Stimmung könnte sich kaum noch verbessern. Per Anhalter überwinden wir zu dritt die letzten paar Kilometer bis Lumbini. Wir erkennen es sofort wieder. Links die Hotels, rechts der Buddhapark. Dazwischen die Straße und ab und an ein Karren. Eine wohlige Nostalgie stellt sich ein, macht ihn schöner, als er objektiv betrachtet, ist. Dem Gastwirt erklären wir, vor vier Jahren bereits dagewesen zu sein, sein Hotel wieder zu erkennen. Er freut sich mehr über die neue Kundschaft, als über unsere Erinnerung und bietet uns spontan einen Nachlass an. Es läuft.
Wir müssen uns beeilen, wieder mal. Sollte nicht eigentlich die große Ruhe folgen, fragen wir uns. Und doch steht Xenia in Kontakt mit Linda und Michel, die in Kathmandu auf uns warten. Ein zwei Tage könnten sie noch dranhängen, dann müssten sie aber wirklich weiter. Wir beschließen nur eine Nacht in Lumbini zu bleiben und mit Vicki noch einmal den Buddhapark zu begehen, der Erinnerung wegen, um dann gleich am kommenden Morgen mit dem Bus in die Hauptstadt zu holpern. Nix da, erklärt der Gastwirt. Es würde morgen gestreikt werden, daher bliebe uns nur der Nachtbus. Wir werden sie schon überleben, diese unerklärlich lange, schlicht alternativlose Nachtfahrt, glauben wir. Wenn wir uns da nicht täuschen sollten. Doch wollen zuerst noch die Geburtsstätte Buddhas besichtigen, die uns natürlich viel weniger gibt, als die umliegenden buddhistischen Tempel aller Herren Länder. Dennoch ist sie das Kernstück des Buddhaparks und gleich gegenüber der Hotelstraße angelegt. Unter einem schützenden Betondach mit dem Charme eines Plattenbaus liegen die Ruinen von Buddhas Geburtshaus. Es ist die Heiligkeit des Ortes selbst und die auferlegte Ruhe der unmittelbaren Umgebung, welche die Anziehungskraft des Ortes und seine Kennzeichnung als Weltkulturerbe rechtfertigt. Kein Prunk, kein Pomp. Ein gesegneter Stein, geschützt vor Sonne und dem Verfall, unter den Augen der in Reihen andächtig wartenden Pilger. Mehr nicht. Der Baum vor der Anlage besitzt da schon mehr Präsenz. Groß und stolz steht der Bodhibaum in breitem, schattigem Ausmaß. Gebetsflaggen, fünffarbig, hängen von jedem Ast. Hier könnte man sitzen, verweilen, in aller Ruhe, würde man selbst in Ruhe gelassen. Doch eine Schar Schüler reißt uns aus unserem Tagtraum, will mal wieder ein Foto, bis wir letztendlich selbst reißaus nehmen. Es war wohl eh an der Zeit...
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Der Park selbst ist größer, als man es von außen vermutet hätte und in den letzten Jahren mächtig gewachsen. Vorausschauend haben wir uns Fahrräder ausgeliehen, gegen elektrische Unterstützung hätte ich inzwischen auch nichts mehr. Das Ego wächst mit den Eitelkeiten, vermute ich, während ich durch die Hitze des Vormittags dem ersten Tempel entgegenstrampel. Eine schöne Idee ist es, wie wir glauben, am Geburtsort König Siddhartas, wie der Erleuchtete vor seiner Buddhawerdung hieß, einen landestypischen Tempel aus jedem buddhistischen Staat errichten zu lassen. Und weil sich die teilnehmenden Länder an dieser Stelle lieber nicht in falscher Bescheidenheit gefallen wollen, sind es ganz besonders schöne Tempel. Um ihnen eine nachvollziehbare Funktion zu verleihen, sind ihnen im Stile eines Botschaftsgebäudes Klöster angeschlossen, in denen richtige Nonnen und Mönche leben. Fertiggestellt sind freilich noch immer nicht alle Tempel. Noch immer warten wir auf die Einweihung des sicher einmal grandiosen koreanischen Tempels, auf die Kambodschaner und die Mongolen. Dagegen haben die Chinesen erwartungsgemäß ihr riesiges Areal bezogen, die Japaner und die Thailänder, ebenso wie viele andere kleinere Länder. Auch so mancher wohlhabende Lama gründete seine eigene Glaubensschule, und Fördervereine aus Österreich, Frankreich und Deutschland spendeten ebenfalls. Dem Deutschen scheint es eine Frage der Ehre, dass eine deutsche Buddhatempelanlage erstens zu den schönsten auf dem gesamten Areal gehört und außerdem beinahe unnatürlich exakt ist. Wertarbeit eben...
Es folgt die angekündigte Bustortur. Gerade nach Indien wollten wir allen folgenden Ländern mit mehr Dankbarkeit und Wohlwollen begegnen und nun macht es uns dieser Bus so unendlich schwer. Auch wenn das arme, schicksalsgeplagte Nepal nicht so arm daherkommt, wie man es als Tourist vielleicht vermutet hätte, kann es seine Armut auf den Straßen, in den öffentlich Bussen kaum verleugnen. Die Blattfedern sind, sofern sie einmal gefedert haben, mindestens durch. Und wir sitzen hinten. In der Dunkelheit der Straßen können wir die Ursache der teils heftigen Schläge kaum noch verorten, so sehr wir es wollen. Wir können einfach nicht glauben, dass es so kaputte Straßen gibt. Das würde nämlich bedeuten, für die kommenden vier Wochen immer so reisen zu müssen. Jedenfalls sind die Schläge, die uns ohne Unterbrechung vom löchrigen Asphalt in unser Rückrad fahren zu heftig, als dass an schlafen überhaupt zu denken wäre. Vor uns liegen noch 10 Stunden Fahrt laut Plan. Es werden 13. Als wir ankommen, hat uns der Ärger, die blanke Wut, jede Ankommensfreude zerfressen. Es ist noch immer früh am Morgen, die Sonne ist gerade aufgegangen und der Dunst, der auch Smog sein könnte, taucht Kathmandu in sein hässlichstes Licht. Entschuldigend beschwichtigen wir uns wohl eher selbst, als Vicki, die wie wir vermutlich viel zu müde ist, als dass sie sich schon so zeitig ein Bild über den Hauptknotenpunkt des Landes machen wöllte. Ein herbeigerufenes Taxi bringt uns nach Thamel, ein für Rucksacktouristen geschaffener Stadtteil, der vermutlich mehr Betten bereithält, als der Rest des Landes. Hotel reiht sich an Hotel, Geschäft an Geschäft und Lokal an Lokal. Die Wege sind nur teilasphaliert, staubig, heute zudem schlammig. So früh am Tag fehlt es ihnen noch an Leben. Nur wenige Stunden zuvor allerdings, bis tief in die Nacht, störte sich im bunten Treiben des Viertels wohl niemand am Zustand der Straßen. Das ist Thamel. Seine wahre Anziehungskraft sollte sich für uns auch erst später entfalten, das bereits bekannte Gesicht zeigen. Nun wollen wir nur noch schlafen. Wir schlafwandeln in unsere Betten und erwachen am frühen Abend.
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Wir vereinbaren, Linda und Michel vor dem ‚Garden of Dreams‘ zu treffen. Traumgarten – Backpackerkitsch. Während wir warten, laufen uns die beiden Amerikaner von der indisch nepalesischen Grenze entgegen. Ein Thamelmoment. In der Enge der Gassen, bei der Größe des Viertels und der Anzahl der Touristen, ist es absolut möglich, sich nicht zu begegnen, selbst wenn man unwissend nebeneinander wohnt. Doch anscheinend trifft man sich dennoch mit Gewissheit. Sie haben nur wenige Tage im Land und waren direkt nach Kathmandu weiter gereist. Auch sie beschweren sich über die Fahrt, die war schlicht zu heftig, als dass man sie thematisch hätte überspringen können. Auch wenn uns nur zwei Nächte trennen, freuen wir uns, als hätten wir sie ewig nicht gesehen. Spontanes Glück ist dann doch das beste. Sie geben uns auf dem Weg, Everest Momos zu essen. Schon gut, denken wir. Die gefüllten Teigtaschen würden uns zwangsläufig auch ungesucht begegnen und natürlich sind die lecker. Und ‚Everest Momos‘ klingt uns dann doch zu banal, als dass wir dahinter etwas Außergewöhnliches hätten vermuten können. Doch, doch, meinen sie. Von dem, was uns da erwartet, hätten wir schlicht keinen blassen Schimmer. Recht haben sie! Einer Tragödie epischen Ausmaßes wäre es gleichgekommen, hätten wir diese kulinarische Offenbarung verpasst.  Doch zuerst verabschieden wir die beiden, um sie in den nächsten beiden Tagen noch zweimal zufällig zu treffen, genau als Linda und Michel aus dem Taxi steigen. Unser bereits Zweites Wiedersehen fällt wesentlich kürzer aus, als das Erste, wenn auch nicht minder freudig.
Sie führen uns in den Secret Garden, ein unerwartet schöner Ort. Es liegt direkt vor dem Stammhotel unseres vergangenen Aufenhaltes, als der Garten selbst noch eine brachliegende, unbebaute Fläche war. Bei einem kühlen Bier und ein paar ungesunden Snacks erzählen wir uns von unseren gegenseitigen Erfahrungen, welche automatisch die Flucht der beiden vor Indien und die dankbare Ruhe Nepals, ihre schönen Erlebnisse der letzten Tage und unsere unmittelbare Planung beinhaltet. Natürlich erzählen wir von unseren Wanderplänen. Eigentlich wollten die beiden zu einem Volunteering aufbrechen, genau heute, doch wollten sie uns selbstverständlich nocheinmal treffen. Nun sitzen wir im Licht des stilvoll angelegten Gartens mit dem Ambiente einer Hamburger Juppiebar – bunte Flaschen hängen von den Zweigen riesiger Weihnachtssterne und Holzschilder mit lebensbejahenden Weisheiten an den Mauern – und beratschlagen über eine gemeinsames Wanderabenteuer. Wir präferieren den Langtang Trek, eine direkt in den natürlich hohen Bergen des Umlandes gelegene Hin-und-wieder-zurück-Wanderung. Diese ist, wie viele andere mehrtägige Wanderungen, die Haupteinnahmequelle eines Landes, das entweder mit professionellem Bergsteigen in unnatürlichen Höhen oder kulturell ansprechendem, mittelschweren Trekking wirbt. Da die Mehrheit der Nepalreisenden extra für diese, bis zu dreiwöchigen Wanderungen einfliegt und sie inklusive Eintritt und Registrierung schon im Ausland zu ausländischen Tarifen buchen, können die vielen Agenturen in und um Thamel die Preise diktieren. Eine Zwickmühle. Wir gönnen jedem Nepalesen jeden Dollar und doch werden die Touren ab Preisen von etwa 20 bis 40 Dollar pro Person pro Tag schnell unerschwinglich für uns. Mit Vehemenz versucht man uns daher Inklusivtouren zu verkaufen, die die Margen der Agenturen schnell über die Löhne der beteiligten Träger, Führer und Gasthäuser steigen lassen. Die beiden erbitten sich einen Tag Bedenkzeit, während wir uns mit Vicki bereits für hemmungsloses Shoppen für den nächsten Tag verabreden. Außer allerlei Souveniers und echter Handwerkskunst bietet Kathmandu, speziell Thamel, jeden denkbaren Bedarf an Ausrüstung, um von den Tiefen der Täler bis auf die Gipfel der höchsten Berge zu gelangen. Victoria braucht vorallem Schuhe und uns fällt sicher auch noch etwas ein.
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Auch wenn wir den beiden die Preise ein wenig schönrechnen, freuen wir uns umso mehr, als sie am kommenden Morgen mit einsteigen. Es erfordert von uns einiges an Geduld, bis wir das passende Angebot erhalten. Zwei Tage später sitzen wir im Bus nach Syapru Besi, Ausgangsort für die Wanderung ins Langtangtal. Unser Trägerführer heißt Kami, ist waschechter Sherpa und ein eher schüchterner Geselle. Seine braune Haut erzählt uns vom Leben in den Bergen. Noch ist sie glatt und feinporig, noch nicht von der Sonne gegerbt und gefurcht. Wenn wir auf den Pfaden die Träger beobachten, die ihre Tätigkeiten schon seit Jahrzehnten nachgehen, sehen wir auch seine Zukunft. Denn was auch immer nicht auf die Rücken der Mulis aufgeladen werden kann, landet auf den ihrigen. Bis zu 70 Kilogramm, über Stock und über Stein. Unabhängig davon, ob sie es für Touristen tragen, oder nicht. Sie erinnern uns an das entbehrungsreiche Leben auf den Almen und die immergleiche Lebensführung einer stetigen Anpassung in Regionen, die prinzipiell nicht für das menschliche Leben geschaffen wurden. Im Wesentlichen unterscheidet sie sich kaum vom nicht allzu lang vergangenen Leben der hochalpinen Regionen Europas. Kalte Winter, fruchtbare Sommer und das  kurze Leben dazwischen. Er stamme aus der Khumburegion, nahe des Everest, den er schon so oft gesehen habe, dass er für ihn keinen besonderen Reiz mehr besitze. Schon so viele gebuchte Wanderungen habe er gemacht, dass er sie kaum noch zählen könne. Die Berge seien ihm selbstverständlich mehr Heimat als Ausflugsziel. Wir glauben es, besonders bei den Anstiegen, die er schlicht nicht wahrzunehmen scheint. Wir schleppen unser Gepäck, er trägt seines. Klaglos, ohne Pusten oder Schnaufen. Ob er denn häufig fliegen müsse, fragen wir. Noch immer ist die Everestregion derart unzugänglich, dass der einzige Weg für Touristen über den Flugplatz in Lukla führt. Eine in den Hang geschlagene, abschüssige Rampe, die jedes Jahr ein paar Leben fordert. Nein, sagt er. Wenn er einen Auftrag habe, ließe sich das Fliegen nicht vermeiden, auch wenn die Flüge über propellergetriebene Maschinen für Nepalesen inzwischen erschwinglich und zunehmend sicherer seien. Doch er mag das Fliegen nicht, es sei ihm unheimlich. Viel lieber würde er laufen, auch wenn es ihn zwei stramme Tage extra koste. Wir staunen. Zwei Sherpawandertage entsprechen vier konventionellen Wandertagen, mindestens.
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Die Busfahrt ist dieses mal weit weniger schlimm. Viel eher ist sie typisch nepalesisch. Steile, kurvige Pfade auf schmalen, uneinsichtigen Pisten. Die Fahrer begegnen ihr mit Ruhe und Routine und dem Vetrauen darauf, dass es die Entgegenkommenden genauso handhaben würden. So zieht sich die Fahrt dahin; 8 Stunden für etwa 130 Kilometer. Immerhin fahren wir auf Asphalt, den Touristen und ihrem Bedürfnis nach Schonung zuliebe wurde die Straße, die andernorts auf purem Schotter stattgefunden hätte, bis zum Ausgangsort geteert. Er endet abrupt an der Weggabelung nach Langtang. Ab da schleppen sich polternd die schweren LKW’s allein der tibetischen Grenze entgegen. Wir sind froh als wir in Syapru Besi ankommen und schauen erwartungsvoll auf die vielen kleinen Hotels des Ortes, die sich Seit‘ an Seit‘ bergab an der Hauptstraße reihen. Es sind zuviele, als dass sich sechs Personen mit einem Blick einig werden könnten. Zumeist werden sie nach der Präferenz des Führers ausgewählt, der entweder in verwandtschaftlichem Verhältnis mit ihren Eigentümern steht oder sie nach den bereitgestellten Annehmlichkeiten für die Träger auswählt. Denn letztendlich bieten sie doch alle fast das gleiche. Kami führt uns zum günstigsten Gasthaus des Ortes, das uns bei näherem Hinsehen als zu günstig erscheint. Wir entscheiden uns um, was, gemessen an den Gesichtern der Betreiber, einem Verrat gleichzukommen scheint. Verständlich; wie alle hier sind sie auf die zahlende Kundschaft angewiesen und bieten neben sehr günstigen Räumen kostenlose Kost und Logis für die Führer an, um im Gegenzug ihre Gäste zum Abendessen und Frühstück zu empfangen. Ein im gesamten Dorf gültiger Kodex, den die Ansässigen nur ungern durchbrechen, sofern sie sich keine Feinde unter den Nachbarn schaffen wollen. Die Preise unseres Gasthauses erscheinen uns dennoch etwas übertrieben. Als wir abends auf der Suche nach mit Käse gefüllten Momos in ein anderes Restaurant gehen wollen, das einladend mit geselliger Athmosphäre und warmem Kamin wirbt, werden wir freundlich wieder hinausgebeten, obwohl wir unsere Speisen sicher angemessen bezahlt hätten. Nur Hausgäste, heißt es zwischen den Zeilen. Zum Glück nimmt es ein anderes Restaurant mit dem Dorffrieden nicht so genau und bewirtet uns dennoch. Als wir später heimlich in unsere Betten schleichen wollen, passt uns unsere Herbergsmutter ab und bedenkt uns bösem Blick ob unseres Bruchs der unausgesprochenen Regel.
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Am frühen Morgen beginnt unsere Wanderung ins Langtangtal. Es ist eine kurze Wanderung, die man in vier Tagen bewältigen könne, sofern wir denn wollen. Gerade weil uns der Aufstieg in die Berge auf beinahe 4000 Meter kein Wettstreit sein soll, haben wir uns Kami für acht Tage gebucht, was abzüglich An- und Abreise sechs Wandertagen entspricht. Linda und Michel dagegen haben sich auf vier Wandertage verständigt, um ihr Budget zu schonen, wie sie erklären. Wir sind da skeptisch, verkneifen uns aber unsere Bedenken, froh darüber, sie dennoch bei uns zu wissen. Auch ohne Höhendiagramm wissen wir, dass die kommenden beiden Tage anstrengend werden würden. Jeweils gut eintausend Höhenmeter mit Gepäck, wenn auch leichtem, müssen wir hinter uns bringen. Die Schluchten im Himalaya sind tief und vom kraftvoll strömenden Wasser in Jahrmillionen kantig ausgewaschen. Dementsprechend steigen wir stetig entlang des Flusses in die Höhe. In der Anstrengung verfliegen die Stunden und wir rasten zum Mittag. Das ist taktisch klug, da wir noch nicht so hoch gestiegen sind und das Essen nicht gerade billiger wird, je weiter wir kommen. Da seit Syapru Besi die befahrbaren Wege vergangen sind, nimmt jede Ware, getragen auf den Rücken von Mensch oder Muli, den gleichen Weg wie wir. So steigen auch die Preise nun kontinuierlich mit jedem zurückgelegten Höhenmeter. Das Essen lässt nicht lange auf sich warten, was bei weitem nicht selbstverständlich ist, in den mitunter von einer einzigen Frau geführten Küche. Als Koch weiß ich nur zu gut, dass ein ungünstig bestellender Sechsertisch einen Alleinkoch bereits an seine Belastungsgrenze bringen kann. Zumal in der Ungewissheit nicht planbarer Gäste auch keine Vorbereitungsküche stattfinden kann und jede Speise, angefangen beim Schälen von Kartoffeln und Zwiebeln, zwangsläufig frisch zubereitet werden muss. So ist es üblich, dass die Träger freiwillig unterstützend eingreifen, bis das Gros der Speisen serviert ist. Erst dann setzen sie sich selbst und essen, was ihnen der Gastwirt anbietet. Essen ist ihnen dabei eher Zweck, als Genuss. Vermutlich, weil sie unter den überschaubaren Köstlichkeiten der Berge, selten Neues entdecken können. Hastig schlingen sie ihre Mahlzeiten und sind oft genug auch dann noch eher fertig, als wir Frühgestarteten. Zufrieden setzt sich Kami in die Sonne, schaut mit starrem, leerem Blick in die Berge, sieht seine Wurzeln, seine Arbeit.
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Wir dagegen steigen weiter auf, steil und stetig. Mit dem stets gesenkten Blick bewältigen wir Schritt für Schritt in die Höhe, die sich nachwievor durch die am wilden Fluss angelagerten Bergwälder zieht. Mitunter müssen wir zu unser aller Ärger teils heftige Stücke wieder herabsteigen, um den Fluß mehrfach auf Brücken zu überqueren, die sich, den Gesetzen der Ökonomie folgend, in möglichst geringem Ausmaß nur wenige Meter über dem Wasser spannen. Wir motivieren uns für das letzte Stück des heutigen Tages, während eine amerikanische Familie mit ihren drei Kindern am Wegesrand rastet. Sie scheinen uns um einiges geübtere Wanderer zu sein, als wir es sind. Weiter oben sollten wir sie in der Unterkunft unserer Wahl wiedersehen. Da jeder Gast zählt, hat das erste Haus am Platz auch die besten Karten. Um sicher zu gehen, steht die Herbergsmutter bereits am Weg und umgarnt uns mit Rabatten. Sie steigen mit jedem Blick, den wir auf ein anderes Haus werfen. Sehnsüchtig warten derweil deren Betreiber, dass wir in ihre Reichweite gelangen mögen. Doch das erübrigt sich, spätestens als die ‚Heiße Dusche‘ erwähnt wird. Ungeahnter Luxus, der es abseits von Wasseranschluss und verlässlichem Strom in die Berge geschafft hat. Wir können nicht wiederstehen und beziehen unsere Räume, die mich sehr an meine Kindheit in der Gartensparte erinnern. Der Feinschliff fehlt freilich, aber wer braucht den schon hier oben. Das Holz der Wände ist spanig, ungeschliffen, unlackiert. Die Dielen sind so undicht, dass der warme Rauch des Ofens im Gemeinschaftsraum des Untergeschosses seinen Weg in die Zimmer im Obergeschoss findet. Die sind kalt, weil die Außenwände nicht wesentlich dichter sind. Vor dem Zimmer wuchert das Grün und das abendliche Gezwitscher stellt sich ein. Mit anderen Worten: es ist perfekt. Wir taktieren und knobeln, legen die Waschreihenfolge fest, um das kalte Warten vor der Dusche zu vermeiden. Natürlich gehen die Frauen zuerst duschen, deren Bedürfnis das der Männer um ein Vielfaches übersteigt. Außerdem liefen sie andernfalls Gefahr, dass das warme Wasser später bereits aufgebraucht ist. Eine Tatsache, der sich wandernde Frauen stets bewusst zu sein scheinen. Da wissen sie aber noch nichts vom Durchlauferhitzer und seinem dünnem Strahl mäßig aufgewärmten Bergbachwassers. Wir Männer sitzen derweil vor dem knisternden Ofen und sind uns schon gar nicht mehr sicher wieviel Reinlichkeit, bei den im Schatten der Berge rapide fallenden Temperaturen, überhaupt notwendig ist. Ein weiser Mann sagte einst: Erfroren sind schon viele, erstunken ist noch keiner! Dennoch raffen wir uns zum Waschtrog auf, um nach dem erzwungenen Ritual zufrieden in unserem Stuhl zu verschwinden.
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Während wir uns der Wartezeit zuliebe alle auf Dal Bath einigen, das typisch nepalesische Linsencurry mit Reis und Eingelegtem, mischt Michel bereits die Karten. Es ist uns zur Sucht geworden, das gemeinschaftliche Kartenspiel und verbindet uns seit unserer Überfahrt über das kaspische Meer. Nun haben wir mit Vicki und Kami zwei weitere, dankbare Mitspieler. Ab und an gesellt sich auch ein einsamer Wanderer vom Nachbartisch dazu. Wir spielen ‚Arschloch‘, das wesentlich kreativer ist, als seine Bezeichnung und, wie wir inzwischen wissen, ein ziemlich internationales Spiel zu sein scheint. Dabei wird jeweils der Gewinner der letzten Runde zum König und der Verlierer zum Arschloch bestimmt. Witzigerweise fühlt man sich nach einer Weile dauerhaften Arschlochseins auch so. Denn als Verlierer kann man nur schwer wieder Gewinner werden, da man stets seine besten Karten an den König abtreten muss. Ein witziges Spiel, das wir in Hunderten gespielten Runden um immer weitere Regeln erweitert haben.
Wir durchbrechen unseren Spielrausch und gehen schlafen. Zum Glück, der kommende Tag wird sicher nicht kürzer, als der vergangene. Als wir uns am nächsten Morgen im Gemeinschaftsraum wiederfinden, sehen in unser aller Augen den Wunsch nach ausgiebigerem Schlaf. Das bereits am Vorabend bestellte Frühstück wird pünktlich serviert, so essen und erwachen wir beinahe gleichzeitig. Doch lange müssen wir uns nicht aufraffen. Weiter geht’s, was sonst. Den Wäldern wohnt etwas Mystisches inne, ihre verwucherten, knorkeligen Äste sind dicht behangen vom Geflecht schmarotzender Pflanzen, Moose wachsen im ewig feuchten Schatten und im Laub fault vergangenes Leben. Sie bieten einen dankbaren Nährboden für allerlei Kräuter, Pilze, denen hier oben so einige Heilkraft zugeschrieben wird. Abrupt werden wir aufgeschreckt vom Gezeter der riesigen Languren. So richtig haben sie nicht mit uns gerechnet, oder vielleicht doch. In rasendem Tempo hetzen sie die Hänge herunter und scheinen dabei mehr sich selbst als uns zu jagen. Sicherheitshalber springen wir beiseite, als die Horde im Abstand weniger Meter an uns vorüberjagt. Die Kameras haben wir im Anschlag. Ein wenig mehr Mut und weniger Schreckhaftigkeit, hätte zweifelsohne zu besseren Bildern geführt, ärgere ich mich, wenngleich mit den bis zu 20 Kilogramm schweren Affen nicht zu spaßen ist.
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Gegen Mittag passieren wir die Baumgrenze. Schlagartig öffnet sich der dichte Bergwald und übergibt das Gelände goldbraunen Gräsern. Das Tal weitet sich dadurch und der Blick wird frei auf die schneebedeckten Kuppen in der Ferne. Die Hänge zu unseren Seiten sind derweil noch zu steil, als dass wir die Höhe der Berge erahnen könnten. Schroffe Felsen und ewige Wände, die nahtlos in dünnblauen Himmel überzugehen scheinen. Wir beschließen auf dem Rückweg hier zu rasten, doch vorerst ruft das nächste Mittagessen. Eine gelungene Ausrede scheint es uns, die Rucksäcke abzuwerfen und einfach nur sitzen zu können. Obwohl die Umgebungstemperatur etwas anderes verheißt, brennt die Sonne mit beeindruckender Intensität. Mit jeder Minute des Aufwärmens rutsche ich ein wenig weiter in den nur noch unter dem Dachvorsprung auffindbaren Schatten. Xenia feichst, sieht sie in mir doch anscheinend einen Vampir, der sein Wohlbefinden abseits des Lichts zu finden sucht. Lieber braun als weiß, meint sie. Lieber blass als rot, denke ich. Kaum können wir uns zum Weitermarsch aufraffen, so sehr hat uns der letzte Anstieg ausgelaugt. Nur zwei weitere zwei Stunden, lockt Kami. Seine Zeitangaben kennen wir und wir trauen ihnen nicht. Sie sind gemessen in Sherpastunden - eine Einheit, die unserem Verstand nicht greifbar erscheint und anscheinend eher dem Vergleich der Distanzen dienen soll.
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Wir lassen die einladenden Gasthäuser und ihre noch einladenderen Gastgeber links liegen und folgen dem Geröll, unserem eigentlichen Zielort entgegen. Die Langtangregion war das Epizentrum des verherenden Erdbebens von 2015 und das Dorf Langtang gibt es heute nicht mehr. Es wurde verschüttet von einer riesigen Geröll- und Gletscherlawine, die sich mehrere hundert Meter über dem Ort löste. Sie verschüttete das Dorf mit vermutlich mehreren Millionen Qubikmetern Stein und Eis und löschte viele Menschenleben aus, wie uns die Einheimischen erzählen. Keine Familie im Tal, die niemanden zu betrauern gehabt hätte. Unter den Abertonnen Geröll war auch jede Rettungsmaßnahme unmöglich geworden. Wie und womit hätte man auch bis zu 50 Tonnen schwere Steine heben sollen? So liegen nun die Toten, viele unbestimmt und ungezählt, noch immer am Hang. Ein wildes, unbewachsenes Chaos bildet vorerst das Fundament für kleine Wege, die sich von der einen auf die andere Seite der Grube schlängeln. Noch immer machen sie keinen sicheren Eindruck. Vielmehr schmilzt auch das Eis zwischen dem Fels und schafft neue Spalten, neue Hohlräume. Nach etwa 20 Minuten haben wir den Unglücksort überquert und erreichen das neue Langtangdorf. Zweckmäßige Bauten, die wenig vom Charme vergangener Tage übermitteln können. Doch ist es zu spät, als dass wir noch weiterwandern können. Es dämmert bereits. Bis zur Dunkelheit ist es noch eine Stunde, wenn überhaupt.
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Die Gastgeberin, die Tochter unserer letzten Herbergsmutter, hat wenig von deren Herzlichkeit geerbt. Doch ist die Unterkunft und der Preis Teil einer Abmachung mit ihrer Mutter. Wir akzeptieren und beziehen unsere Räume, auch wenn wir schon neidisch auf die Unterkunft des Nachbarn schielen. Aber hier oben, so glauben wir in aller Vernunft, muss das Bessere nicht Feind des Guten sein. Auch der kommende Morgen bringt keine neuen Erkenntnisse, die Frau ist ein Miesepeter. Ein knausriger noch dazu. Wenn wir gewusst hätten, dass wir bei unserer Ankunft besser nach einem warmen Ofen am Morgen hätten fragen müssen, wäre wohl doch der Nachbar glücklich geworden. Stattdessen bleibt der Ofen aus und die Stube kalt. Wir müssten das verstehen, sagt sie. Tun wir auch, aber davon wird uns auch nicht wärmer, erwidern wir. So müssen wir unser Wohlgefühl auf unserer Wanderung finden, dass sich ganz ohne Gepäck, recht schnell einstellen will. Die heutige Etappe zum Zielort Kyanjin Gompa wird für uns zu einer kurzen, für die ambitionierte Aussichtssuchende Vicki zu einer längeren Etappe. Wir wollen es nur bis zum nächsten Ort schaffen und bei einem warmen Kaffee oder Tee und einem schönen Stück Käse die Aussicht genießen. Vicki dagegen fröhnt ihrem Ehrgeiz und wird noch einige Meter höher steigen. Wenn schon Ziel, dann richtig, meint sie. Im strammen, dreistündigen Marsch erreiche ich den Ort zu Füßen des Kyanjin Ri, schlürfe bereits meinen überraschend guten Kaffee und schwatze mit dem Betreiber eines Cafés inmitten der Berge, als auch Xenia eingetrudelt kommt. Freilich noch weit vor Linda und Michel, die alle Eile abgelegt haben. Vicki ist da schon nur noch als kleiner bunter Punkt auf dem Weg zu einer aussichtsreichen Anhöhe erkennbar, die sich eng an die Wand des kleineren Vorberges schmiegt. Ihr Ehrgeiz und Kami treiben sie den Hang hinauf. Wir haben uns dagegen schon genug bewiesen und die Aussicht auf eine strapaziöse Kletterei für ein paar Fotos vermag uns wenig Anreiz zu schaffen.
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Zögerlich kommen wir mit dem Gastwirt auf das Lawinenunglück zu sprechen und erfahren die Details. Wie die Lawine über Nacht kam und jeder Familie des Tals zumeist mehrere Mitglieder genommen habe. Mutter, Vater, Kinder. Nicht selten alle. Offiziell seien etwa 170 Menschen gestorben, aber er glaube es seien mindestens 400. Denn natürlich fehle den Menschen hier oben irgendeine Registrierung. Doch er zählte in den Familien, die er kenne, wie andere auch bei ihm zählen mussten. Über die toten Ausländer wisse man natürlich bescheid, etwa 70 waren es, berichtet er nicht minder betroffen, doch auch diese hatten in den Tagen nach dem Unglück wenig Hilfe zu erhoffen. Faktisch abgeschnitten war das Tal, kein Hin und kein zurück. So verging die Zeit, bis die ersten Helikopter kamen und die Menschen ausflogen. Nun sei der Tourismus eingebrochen, in Nepal, vor allem aber auf dem Langtang Trek. Vormals gehörte er zu den populärsten Wanderrouten, galt als überlaufen. Vierzig bis sechzig Prozent weniger Wanderer seien es die letzten beiden Jahre gewesen. Da ein Großteil der Nepaltoursiten die entsprechenden Wanderungen schon im Ausland buche und jetzt alle an dieses schreckliche Unglück denken, wenn sie nur den Namen Langtang hörten, würden die Agenturen sich inzwischen auf andere Treks verlagern. Dabei sei es doch jetzt sicher, noch ein Gletscher wachse so schnell nicht. Wir wissen schon, erwidern wir hilflos. Unsere Blicke schielen auf die 800 Meter breite, glatte und kahle Stelle im Fels, sogar die Schleifspuren am bewuchslosen Hang sind noch gut ersichtlich. Er ist hell erleuchtet von der Sonne, die so trotzig scheint, als könne sie nicht anders.
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Derweil erreichen Linda und Michel unseren Kaffeekranz. Die karottenerntende Wirtin, die wir bereits ob der Nachzügler inklusive ausführlicher Personenbeschreibung alarmiert hatten, winkt ihnen aus dem Garten. Die beiden wissen die Zeichen zu deuten und folgen ihr zu uns in den Hof. Wir bestellen Kuchen vom Wirt, der gleichzeitig Bäcker ist. Er habe sich beinahe alles selbst beigebracht, erzählt er stolz, als wir seinen ehrlich guten, überraschend saftigen Mandelschokokuchen loben. Das läge an der Butter, führt er aus. Der Anreiz in dieser Umgebung zu backen, sei von einem Wanderer gekommen. Franzose sei er gewesen, Bäcker, und er habe ihm gezeigt, was man mit den paar zur Verfügung stehenden Zutaten alles schaffen kann. Er spricht ohne Hast und doch voller Begeisterung. Zwei Wochen habe er ihm geholfen und ihm ein paar Dinge gezeigt. Danach habe er, ganz auf sich allein gestellt, so manchen teuren Fehlversuch überstehen müssen, doch inzwischen backe er nach eigenen Ideen. Den Ofen, der die Ausmaße eines doppelten Haushaltsofens besitzt, habe er von Syupra Besi heranschleppen lassen. Zu viert an jeder Seite, wie die Möbelpacker. Wir fragen nicht, wie lange das gedauert haben mag, setzen aber gedanklich den Aufwand des Unterfangens und die Strapazen der Mondlandung gleich. Er mag sich gelohnt haben, denn nun unterscheiden sich seine Produkte unserem bescheidenen Urteil zufolge, qualitativ nicht von den herrlich saftigen Hipster Kuchen amerikanischer Coffeefranchises, Chapeau! Der Preis dagegen ist mindestens ähnlich, der Lokalität ist er dennoch angemessen.
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Wir verabschieden uns, reservieren aber noch ein paar Kuchenstücke für den Rückweg. Und für morgen. Doch zuerst wollen wir auch noch ein wenig der Bergseite entgegenwandern, zu Füßen des Langtang Ri. Quasi der Hausberg und höchste Spitze der Umgebung. 7300 Meter. Er kommt uns beträchtlich kleiner vor, doch sind die Höhen aus großer Höhe selbst nur zu mutmaßen. Wir jedenfalls rasten, schon wieder, doch diesmal auf knapp 3800 Meter und starren auf die kleine Spitze aus Eis. Der Wind weht heftig, zerstäubt das trockene feine Eis in der dünnen Luft, wie uns ein feiner weißer Schleier in der Höhe verrät. Kaum scheint er sich zu bewegen und doch erahnen wir den Sturm, der in solcher Höhe tobt. Nicht auszuhalten wäre er für unsereins. Bitterkalt und brandgefährlich. Da sitzen wir doch lieber mit einem guten Stück Yak-Käse aus der örtlichen Molkerei am Hang, starren in die Höhe und philosophieren über unsere eigene Winzigkeit. Als wir uns schließlich zum Rückweg aufraffen, sitzt Vicki bereits wieder mit Kami im Café, fertig aber zufrieden. Zweieinhalb Stunden, hin und zurück, erklärt sie stolz. Gerade als ihr die Lust auszugehen schien, kam ihr ein Wanderer entgegen. Das übliche ‚Was-machst-du‘ und ‚Ach-ich-auch‘ folgte und habe sie schlussendlich doch noch auf den Berg getragen. Ihre Bilder bestätigen ihre Genugtuung, ihr Anblick unser Gefühl, es heute ruhiger angehen zu lassen. Mit Anlauf schaffen wir es zurück zu unserer missgelaunten Herbergsmutter, der wir beinahe nachts erklären, zum Nachbarn übergelaufen zu sein. Das hört sie nicht gern, der Nachbar dafür umso lieber. Im Gezeter des Augenblicks fantasiere ich, wie die Kälte ihres Herzens, die Umgebungskälte unterbietet. Egal! Inzwischen sind wir zu alt, um uns vom Schuldgefühl leiten zu lassen, befinden wir. Und nur aus Dankbarkeit für was auch immer das Unerträgliche zu ertragen, erscheint uns infam.
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Die letzten beiden Tage vergehen im Flug, wie es heißt. Wir rasten an vereinbarter Stelle zwischen Wald und Ödland, liegen im trockenen Gras, genießen Käse, Kuchen und Gänseleber. Linda und Michel bekamen unmittelbar vor unserer Ankunft in Nepal Besuch aus der Heimat, der sie auf ihren Wunsch mit Gänseleber beschenkte. Ein Luxus, der aus der Ferne noch luxuriöser, noch nachvollziehbarer erscheint. Drei teure Dosen trüffelaromatischen Glücks, eingeteilt für einen besonderen Moment wie diesen. Vicki hadert derweil mit sich selbst und ihrer sich anbahnenden Entscheidung, spontan in die Heimat zurückzufliegen. Weihnachten steht vor der Tür und die Aussicht auf Assam tendiert eher zur Ablehnung. Liegt es an uns? So richtig will es aber auch nicht klappen, mit dem Verzicht aufs Fliegen. Schmerzlich haben wir feststellen müssen, dass sich die Überlandreise von Nepal nach Myanmar über Nortostindien sicherlich möglich, wenn auch teuer und damit ungewollt ineffizient gestaltet. Also doch fliegen. Und wo sie gerade so am Flugsuchen war, drängte sich ihr unwissentlich die Frage nach einem gemeinsamen Weihnachtsfest im Kreise ihrer Familie auf. Sie beschließt direkt weiter nach Kathmandu zu fahren und in sich zu gehen. Kami sollte sie gleich mitnehmen, finden wir. Nicht dass wir ihn nicht mögen würden, gerade weil er sich als überaus talentierter Kartenspieler erwiesen hat. Und doch können wir seine ruhige, verschlossene Art an einem geplanten Ruhetag, wie dem morgigen, nicht gebrauchen. Wir stellen ihm die Entscheidung frei, wobei wir ihm die Rückkehr und einen weiteren bezahlten Tag nach seinem Gusto so schmackhaft wie möglich machen. Er willigt ein, Vicki auch. Prima! So liegen wir auch am nächsten Tag statt im Gras auf Steinen in der Sonne, während der Fluss zu unseren Füßen in seiner Urkraft rauscht und donnert. Wer hier mitgerissen wird, entkommt nicht, glauben wir. So genau wollen wir es dennoch nicht wissen, während wir in einem kurzen Moment des Übermuts unsere Füße ins kneippkurkalte Wasser halten. In strammen fünf Stunden erreichen wir am Folgetag Syapru Besi. Was für eine Wanderung, Erholung, Rast und Hast in sechs Tagen!
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Wir treffen Vicki im Secret Garden, inzwischen soetwas wie unser Stützpunkt. Sie erzählt von ihrem Hin und Her, der abgebrochenen Beinahebuchung bis vor den entscheidenden Knopf, dem Abbruch, der nächsten Buchung, beinahe, einer weiteren und der letzten. Beinahe. Doch am Ende mag auch der Finger bestätigen, was im Kopf schon längst beschlossen scheint. In der Gewissheit ihres Abschieds buchen auch wir den Flug nach Kuala Lumpur. Zusammen mit unseren Lieblingsfranzosen würden wir Weihnachten und Slivester verbringen, um dann überland von Thailand nach Myanmar zu reisen. So verständigt sich Vicki mit uns darauf, morgen Nagarkot allein zu bereisen, unmittelbarer Ausläufer vor der Hauptstadt mit Fernsicht, und dann zwei Tage später zu uns nach Bhaktapur nachzukommen. Einmal mehr streifen wir durch Thamels Gassen, finden Dinge, die wir eigentlich nicht gesucht hatten und essen ohne Hunger. Hier ist es einfach schön, wenn auch nicht spannend. Bhaktapur verspricht Besserung. Es ist zwangsläufig eines von Kathmandus Highlights, die eigentliche Altstadt außerhalb des immergleichen Häusermeeres, übrig geblieben aus Zeiten, in den Zustände wie heute noch nicht denkbar waren. Weltberühmt ist sein Durbarplatz und die alten Tempelbauten, fragile Überlebende vergangener Jahrhunderte. Bhaktapur ist ein Ensemble, ein Schaustück, das die Handwerkskunst der Nepalesen, ihre Schürf- und Schnitzarbeiten in den Vordergrund stellt. Sie sind die Künstler ihrer Epochen. Seit dem Beben, das auch die karminroten Ziegelhäuser nicht verschont hat, ist es zudem versehen mit einem saftigen Eintritt, einer unerhörten Wiederaufbauprämie in Höhe von 15 Dollar. Wir wollen genau zwei Nächte verweilen, weswegen wir selbstverständlich gern auf die Abgabe verzichten wollen. 15 Dollar entsprechen in Nepal zwei Übernachtungen oder 15 kleinen Mahlzeiten! Mit dem Geschick zweier Kleinkrimineller und der Handynavigation manövrieren wir uns durch die engsten Gassen und dunkelsten Winkel bis zu unserer Unterkunft. Vicki gelingt das gleiche. Verschmitzt stehen wir auf unserem, gefühlt hüfthohen Balkon, und beobachten das Geschehen der Straße.
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Wir durchforsten den letzten Winkel der Altstadt, bis wir versehentlich das Gelände verlassen und um unsere Tickets gebeten werden. Die hätten wir wohl im Hotel liegen gelassen, bemerken wir voller Peinlichkeit. Das wäre kein Problem, wir müssten nur am Hauptschalter unsere Passnummern abgleichen, dann dürften wir wieder hinein. Ja danke, gerne, erklären wir und drehen ab. In aller Ruhe wursteln wir uns zurück zum Ausgangsort, stets darauf bedacht, nicht den gleichen Aufpassern in die Arme zu laufen. Wir können es ihnen nicht verdenken, angesichts ihrer Lage. Sie uns aber auch nicht, angesichts der unseren. Im Zweifelsfall hätten wir auf Bakhtapur verzichtet, da wir es schon kannten aus der Zeit vor dem Beben. Dann wären aber auch ein paar Dollar außerhalb der Stadt geblieben, das ist keine Selbstgerechtigkeit, sondern die Wahrheit.
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Der freundlichste Betreiber eines konkurrierenden Hotels seit langem, besorgt uns Bustickets nach Pokhara, die er uns am nächstem Morgen auch noch persönlich überbringt. So fahren wir in aller Ruhe, aber immerhin bequem und überwiegend schlaglochfrei ins zweite Backpackermekka nach Kathmandu. Pokhara selbst liegt zu Füßen des Phewa Sees und diverser vorgelagerter Hügel und ist der Ausgangsort zu den recht nahegelegenen Achttausendern. Sie wirken besonders bei dem klaren Winterwetter dieser Tage zum Greifen nahe und sind nirgendwo sonst derart zugänglich. Gleich mehrere Wanderrouten, wie die bereits begangene Annapurna Umrundung starten oder enden in Pokhara, was den Ort zur verdienten Rast macht. Schon auf der Anfahrt sind wir mehr als erstaunt, wie gut wir die Spitzen von Himalchuli, Manaslu, Annapurna, Dhaulagiri und dem ikonischen Machapuchare sehen und bestimmen können, wo wir sie doch knapp vier Jahre zuvor nur spärlich im Dunst entdecken konnten. Doch die Luft ist klar und selbst abseits großer Höhen ideal, um hunderte Kilometer in die Ferne schauen zu können. Schon der erste Abend kündigt das Spektakel an, das sich uns nur wenige Tage später im vorteilhafteren Sarankot bieten würden. Glühend rot leuchten die gigantischen Gipfel, bis auch das letzte bisschen Sonne bereits in weite Ferne gerückt ist. Nur die dichte Bebauung der Stadt, die wir in all ihrer Gemächlichkeit selbst als nicht so dicht in Erinnerung hatten, versperrt einen besseren Blick auf diese majestätischen Ketten.
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Nebenbei ist Pokhara über die vergangenen Jahre zu dem Hotspot schlechthin für Paraglider und Ultralight Flüge geworden, entsprechend das Angebot. Vicki überwindet sich zu einem Flug im Miniaturflugzeug, ich interessiere mich für’s Paragliden. Der größte Unterschied betrifft dabei noch nicht einmal unbedingt die Flughöhe sondern viel eher die Startzeiten. Während die motorisierten Fluggeräte unabhängig von der Thermik fliegen können und somit das perfekte Fenster am frühen Morgen abpassen, müssen sich Paraglider bis etwa um 10 gedulden, bis die ersten Höhenwinde den Flug ohne eigenen Antrieb möglich machen. Dabei geht Vickis Vorhaben auf, sie fliegt in aller Frühe und Kälte über den sich langsam schichtenden Wolken, während bei mir jedes Hoffen vergebens bleibt. Ich bleibe am Boden und bin damit letztendlich genauso glücklich. Auch wenn die 50 Dollar gemessen an Flügen andernorts mehr als günstig gewesen wären.
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So verdingen wir uns stattdessen mit den speziell für westliche Touristen geschaffenen Angeboten, wie einer guten Pizza und einem kühlen Bier mit Aussicht, bevor wir weiterreisen. Eigentlich waren wir schon auf dem Weg nach Bandipur, Geheimtipp auf halber Strecke zurück in die Hauptstadt, doch der plötzlich wolkenlose Himmel zwingt uns nach Sarankot. Auf einer etwa 1000 Meter hohen Kette liegt das kleine Örtchen, das vielmehr auch Startpunkt für die zahlreich startenden Paraglider. Ein wenig müssen wir suchen, bis wir eine für uns akzeptable Unterkunft finden, da der Ort eher weniger zum Übernachten geschaffen scheint, doch die niederländischen Dauergäste im Pensionsalter in einer Unterkunft am Hang bestätigen uns, genau am rechten Fleck zu sein. Noch vor Sonnenaufgang steigen wir an den höchsten Punkt des Berges, an dem sich schon eine ganze Horde Schaulustiger eingefunden hat. Das morgentliche Erleuchten der Berge gerät zu dem erwarteten Spektakel. Mit perfekter Sicht fangen der Reihe nach die Gipfel ihrer Höhe nach, einer Sonnenuhr gleich, das Licht. Nach und nach wandert es von den weißen Rücken auf die grauen Flanken, bis sie rötlich glimmen und ihre Gletscher leuchten. Noch immer können wir die Dimensionen kaum greifen. Laut Karte sind es bis zur nächsten Spitze der Annapurna, einer schlicht unvorstellbar riesigen Wand aus Stein mit mehreren ähnlich hohen Gipfeln, gut 30 Kilometer. Sie wirkt so nahe, als schaue man vom Zentrum Innsbrucks auf die Nordkette. Auch der über 60 Kilometer entfernte Dhaulagiri, erstbestiegen vom Österreicher Kurt Diemberger und dem gebürtigen Zittauer Peter Diener, zeigt sich und seine bildschöne Flanke klar und deutlich. Die Sicht nach Osten endet in einem Meer unbekannter Gipfel, die sich langsam im Dunst der Ferne verlieren. Wir sind überwältigt.
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Letzte Station Bandipur. Ein Geheimtipp von Linda und Michel und unerwartet schön. Nicht mehr als ein Dörfchen, in dem die Zeit glaubhaft stehengeblieben scheint. Wie in vielen anderen Dörfern gibt es wenig, außer die Lage und die Schönheit des Ortes und den Verstand der Menschen, diese für die Besucher zu erhalten. In weiser Voraussicht hat ein noch weiserer Mensch eine riesige Betonschwelle zu Anfang der Fußgängerzone gezogen, die nun allen motorgetriebenen Gefährten von Moped bis Bus den Weg versperrt. Die Ruhe, die sich nun entlang der alten Häuserzeilen und ihrer Rückbauten mit Aussicht auf Reisterrassen und ferne Wälder zieht, tut dem Ort und ihren Besuchern sichtlich gut. Hier wollen wir bleiben, so lange wir können. Viel zu erleben gibt es freilich nicht, aber wer braucht das schon. Das Repertoire an Erlebbarem beschränkt sich auf eine Wanderung in den nicht minder schönen, noch stehengebliebeneren Nachbarort, in dem sich die Lokalpolitik gerade auf ein kühles Bier und hoffentlich nachhaltige Gespräche getroffen hat.
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Vicki ist uns mal wieder einen Tag voraus, als wir selbst Abschied von Bandipur nehmen und ihr nachreisen. Gemeinsam mit Michel und Linda treffen wir uns im Everest Momos, wie so oft. Unsere Besuche der letzten Wochen sind kaum noch zählbar, die Preise und die authentische Atmosphäre haben es uns einfach angetan. Wir betreten das Lokal durch eine kleine Tür, die direkt am Dampfkessel vorbeiführt. Es gibt, Überraschung - Momos, nur die und ausschließlich mit Rindfleisch gefüllt. Da fällt die Entscheidung leicht. An einer kleinen Kasse kaufen wir die Tickets für eine halbe, ganze oder doppelte Portion, bevor wir uns an einen der kleinen Tische setzen. Dicht an dicht warten die Hungrigen auf den nächsten Gang, der immernoch vor sich hindämpft. Kaum ist er dann fertig, wird in Windeseile der gesamte Kessel portionsgerecht auf Plastiktellern im Lokal verteilt. Kurz darauf folgt der Saucenmann, der mit einer riesigen Kanne bewaffnet, die herzhafte, nach Koriander und Knoblauch schmeckende Fleischbrühe in die Teller gießt. Bei seiner Geschwindigkeit verwundert es nicht, dass ein beträchtlicher Teil auf den Tischen landet. Vorsorglich bringen wir unsere Beine in Deckung. Aber das Erlebnis rechtfertigt die Gefahr. Der Geschmack sowieso. Noch bevor der nächste Gang eingeläutet wird, bestellen wir die nächste Portion, bis wir uns mehr als sattgegessen haben. Vorerst. Tags darauf kommen wir wieder, es einfach nicht langweilig...
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Derweil berichtet uns Vicki von ihrem Tag. Auf der Suche nach passenden Geschenken, hat sie Thamels Läden vorsorglich von allen Kaschmirschals befreit, mit der sie nun ihre zahlreiche Verwandtschaft beschenkt. Der Kaufrausch scheint ihr peinlich, während sie feichsend über ihre besten Coups berichtet. Doch sicher unbegründet, denn für kein Handwerk Nepals, schon gar nicht für die wunderbare Kaschmirwolle, scheint Geiz unangebrachter. Der Abend naht. In einer hippen Bar mit gesunden, ökologischen Speisen treffen wir sie auf ein Abschiedsmahl. Uns beschleicht die Wehmut. Es heißt Abschied nehmen. Nach knapp zwei Monaten gemeinsamen Reisens trennen sich die Wege, es steht ihr Heimflug und unser Weiterflug an. Ohne Pathos, ohne große Worte, bringen wir das unliebsame Prozedere hinter uns. Alle sind wir zu erwachsen für die großen Gefühle, vielleicht auch noch zu jung. Vermutlich liegt es weniger an uns als am Land selbst, überlegen wir später, das einen einfach nicht gern gehen lässt. Nach Nepal, so sind wir sicher, ist alles wieder Alltag – selbst das Reisen.
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Wir verlegen uns nach Boudhanath, die ikonische, weltberühmte Größte Stupa und die zahlosen bunten Fähnchen, die sich von ihrer Spitze zu den umliegenden Häusern spannen. Ursprünglich als ein Eckpfeiler auf dem Weg von Lhasa nach Lalitpur, wurde sie in ihrer heutigen Ausdehnung von tibetischen Exilanten in den späten Fünfzigern errichtet, als Kathmandu noch kein Moloch und Boudha ein Viertel am Rande der Stadt war. Sie wurde zum Wahrzeichen der Hauptstadt und ist mit ihrer schlichten Schönheit wenig repräsentativ angesichts allegenwärtiger Bausünden. Und doch scheint die Welt im Viertel noch in Ordnung. Emsige Märkte befinden sich abseits kleiner, aber feiner Hotels und Gaststätten. Ein geschäftiges, dennoch ruhiges Treiben, füllt die Wege. Die Läden sind reich gefüllt, die Besucher neugierig. Hier lässt es sich leben, wenn man nichts zu besorgen hat, oder das Geld gerade nicht zu eng sitzt. Von unserem Hotel aus schauen wir der goldenen, vierseitigen Spitze der Stupa direkt in die Augen. Sie scheinen zum Anstand zu mahnen, zum Nachdenken und zur Gelassenheit, es mit der Gegenwart und ihrer Bewertung nicht zu genau zu nehmen. Noch einmal umrunden wir sie, allein der Nostalgie wegen, als gutes Omen für eine bessere Reise. Gerne verzichten wir darauf, jede Gebetsmühle zu drehen, wie es die wirklich Gläubigen oder die ganz Genauen tun. Dann nehmen auch wir Abschied, von der Stadt, vom Land und seinen Menschen.
Mit unseren letzten Rupien schaffen wir es im Taxi zum Flughafen, eine finanzielle Punktlandung. Ganz fertig sind wir dennoch nicht, mit dem Erleben und dem Staunen. Wohlwissend um die ausgezeichnete Sicht dieser Tage, haben wir uns Fensterplätze links zuweisen lassen, in der Maschine, die nach Osten fliegt. Ein letztes Hoffen, wie vor jedem Flug. Der Bordfunk mahnt, der Schub setzt ein, die Show beginnt. Erster Höhepunkt eines Fluges, der sprichwörtlich in der Innenstadt zu starten scheint, ist natürlich der Blick auf die rasch kleiner werdende Miniaturbebauung des Kathmandutals, das man erst mit dem Blick aus der Höhe als solches begreift. Wesentlich einprägsamer gestaltet sich dann doch die Ansicht des Mount Everest, der sich majestätisch aus dem Dunst und der ihn verbergenden Riesen zu heben scheint. Kurz geben wir die Hoffnung auf ihn exakt bestimmen zu können, doch ist seine schwarze, steile Flanke so unverkennbar, seine Größe aus gleicher Höhe derart imposant, dass alle Zweifel abrupt seinem Anblick weichen. Und wie schon zuvor die Berge um Pokhara mit ihrer Größe prahlten, so staunen wir über die Sichtweiten und die winzig wirkende Entfernung von ziemlich exakten 100 Meilen bis zu seiner Spitze. Sie zeigt uns ebenso, dass sich aus einer Flughöhe von etwa 10.000 Metern ein Land wie Nepal gut überblicken lässt, da selbst die östliche, etwa 400 Kilometer entfernte Grenze zu Indien in Form des dritthöchsten Berges der Erde gut erkennbar ist. Doch statt der Zahlen haben wir nur die weißen Riesen im Kopf, die sich endlos in den Norden auszudehnen scheinen. Wir sagen ihnen und ihrem König gerne ‚Lebewohl‘. Auf ein nächstes Mal...
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